An den Standorten vom schönen Echinocereus Honza Hadrava (Manuskripteingang 14. Oktober 2017) Übersetzung: Josef Busek, Geretsried Das lateinische Wort perbellus bedeutet schön oder lieblich. So ist Echinocereus reichenbachii subsp. perbellus privilegiert: Nicht nur, weil es sich um eine wirklich schöne Pflanze handelt, er ist auch schon dem Namen nach „schön“! Diese Pflanze muss den Herren Britton und Rose sicher sehr gefallen haben, als sie dem Kaktus im Jahr 1922 seinen Namen gaben Echinocereus reichenbachii subsp. perbellus (Britton et Rose) N.P. Taylor (1997). Basyonym: E. perbellus Britton et Rose (1922). Die Synonyme E. reichenbachii var. perbellus (Britton et Rose) Weniger (1970) und E. caespitosus var. purpureus (Lahman) Weniger (1970) sind ungültige Namen. Soweit der Ausflug in die Geschichte der nomenklatorischen Taxonomie. Der richtige Ausflug zu den Standorten der E. perbellus-Pflanzen ist wesentlich interessanter. Diese befinden sich in Gebieten mit sehr wenigen Kakteen. Für deren Liebhaber ist dort nicht nur die Artenvielfalt sehr begrenzt, die Pflanzen wachsen auch sehr weit voneinander entfernt. Doch gerade deshalb sind wir zu den Standorten weit in den Norden gefahren, denn für schöne Pflanzen lohnt sich die Reise. E. perbellus wächst in den ausgedehnten Gebieten des Mittleren Westens der USA, im südöstlichen Teil von Colorado, im Osten von New Mexiko, im nordwestlichen Texas, im Westen von Oklahoma und er erreicht sogar Kansas. Die Fundorte im Westen von Oklahoma sind erst vor Kurzem bestätigt worden. Nach historischen Informationen von Botanikern (Benson, Lahman, Weniger) sollen diese Populationen zur subsp. reichenbachii gehören! So gedeiht perbellus in kiesig-sandigen Böden oder in Löss, grundsätzlich im Gras, immer auf den Gipfeln von kleinen Hügeln oder wenigstens auf einem Abhang. An der Grenze zwischen Oklahoma und Kansas (Alabaster Caverns) gedeiht er in reinem Alabaster, einer besonderen Art von Gips. Dieser Standort erstreckt sich zwischen 485 und 1.405 m ü. NN; nach Literaturangaben findet man die Pflanze bei 600 bis 1.300 m ü. NN. Die Beschreibung gibt an, dass der Einzeltrieb oder die verzweigte Pflanze eine Länge von 20 cm und eine Breite bis 9 cm erreicht. Sie hat 10–19 Rippen und die Areolen haben 12–20 Randdornen, ausnahmsweise auch einen kurzen mittleren Dorn. Die Dornen sind strohgelb oder rosa. Wir haben zehn Populationen im Verbreitungsgebiet besucht: Die Farbe der Dornen variiert sehr stark. Die Bedornung kann auch fast vollkommen weiß sein. Manchmal haben die Dornen eine dunkle Spitze und dann wirken die Pflanzen sehr dunkel. An anderen Stellen findet man Einzelpflanzen mit deutlichen farblichen Unterschieden ähnlich wie beim E. dasyacanthus. Die Variabilität des perbellus liegt nicht nur in der Farbe der Dornen. Auch die Größe und die Durchmesser der Körper sind sehr unterschiedlich ebenso wie die Wuchsform. Alles ist abhängig vom jeweiligen Standort. Pflanzen an feuchteren Standorten im Süden von Oklahoma erreichen sogar eine Länge von 20 cm und bilden robuste Gruppen mit bis zu 20 Trieben. An den nördlichsten Standorten in der Prärie von Colorado entdeckten wir nur solitäre Pflanzen mit 5 cm Trieblänge und 3 cm Durchmesser. Wir fanden auch viele Pflanzen mit abgetrennten Köpfen, was anscheinend von den weidenden Tieren verursacht wurde. Die Kakteen bilden danach sofort Neutriebe, aber sie bleiben sehr klein. Die Suche nach solchen kleinen Pflanzen ist sehr beschwerlich und nur mit guten Standortkenntnissen oder in der Blütezeit möglich. Wenn ich die Opuntienarten nicht einrechne, ist perbellus nur mit wenigen Kakteenarten vergesellschaftet. In Oklahoma und Texas fanden wir als begleitende Art Mammillaria heyderi, in Colorado Escobaria vivipara und in Kansas wuchs er in einer Mischpopulation mit E. viridiflorus. Pflanzen von E. reichenbachii subsp. perbellus an diesem sehr interessanten Standort sind mittlerer Größe, d.h. bis 10 cm Trieblänge mit einem Durchmesser bis 6 cm. Der E. viridiflorus erreicht die gleichen Abmessungen und beide Arten wachsen dort ungefähr in gleicher Anzahl. Diese schönen Kakteen lassen sich auch gut vermehren, wobei ihre Kälte-Verträglichkeit von der geografischen Breite und vom Standort abhängt. Je nördlicher, desto härter sind solche Nachzucht-Pflanzen und so für unbeheizte Gewächshäuser geeignet. In der Wachstumssaison müssen sie gegen zu viel Regen geschützt werden. Mit dem Gießen sollte man Mitte September aufhören. Das Substrat sollte sehr sandig sein. Für die Anzucht eignen sich auch kleine Töpfe. Im Winter sind aber auch höhere Temperaturen bis oder über 5 °C kein Problem und dann blühen sie auch schon etwas früher mit ihren schönen großen Blüten.