Die Übersetzung: Echinocereus mojavensis mit bunten Blüten Kipp Lee & Dorde W. Woodruff [Aus Sego Lily 36 (4) 2013; Übersetzer Dr. G. Haslinger & M. Lange] Während einer viertägigen Kakteensuche Ende Mai machten wir eine außergewöhnliche Entdeckung. Wir waren unterwegs in Zentral-Utah und versuchten eine Kakteenart aufgrund verschiedener Mitteilungen zu bestätigen. Am dritten Nachmittag, während wir nach einem dieser Standorte Ausschau hielten, erhaschte Kipp einen flüchtigen Blick auf eine große fleischige Blüte, die aus den Felsen ragte. Die erste Reaktion war pure Verblüffung, denn die Kombination aus Blüte und Pflanzenkörper passte zu keiner in Utah bekannten Kakteenart. Wir begaben uns zu den Pflanzen und wurden von Bewunderung überwältigt. Die Blüten waren in verschiedenen Tönungen von gelb und pink, von hell bis dunkel gefärbt. Am meisten fiel uns auf, dass es sich bei diesen Pflanzen um Echinocereus mojavensis handelte, die ja eigentlich rotorange Blüten zur Bestäubung durch Kolibris entwickeln. Während wir weitersuchten, fanden wir mehr und mehr Pflanzen und fotografierten die vielen verschiedenen Blütenfarben. Es war spät am Tag und es war nicht die ideale Zeit, um Kakteenblüten zu fotografieren. Wenn sich die Mojavensis-Blüten schließen, beginnt dies mit dem teilweisen Schließen spät am Tage. Wir hatten das Glück, während der Blütezeit den Standort zu finden. Es waren meistens Pflanzen mit wenigen Köpfen, deshalb waren hier nicht so viele Blüten, wie man gewöhnlich an E. mojavensis findet. Dieser kann sehr große Polster mit vielen Köpfen entwickeln. Aber jede Blüte kann mindestens für fünf Tage geöffnet bleiben. Viele Jungpflanzen, noch nicht alt genug zum Blühen, sahen wir auch. Nach einer Stunde entschieden wir uns in der Nähe unser Camp aufzuschlagen, es wurde Zeit. Am nächsten Morgen begannen wir die Daten aufzunehmen und weitere Blüten zu fotografieren. Die Population besteht zum Großteil aus jungen Pflanzen mit durchschnittlich 1 bis 6 Köpfen per Individuum. Einzeltriebige Pflanzen kamen am häufigsten vor und diese hatten bis zu vier Blüten. Die größte Pflanze, welche wir fanden, hatte 25Triebe. Messungen der Köpfe, Blüten und Dornen deckten sich gut mit der bekannten Beschreibung der Art. Einige der beobachteten Blütenfarben waren gelb, hellgelb, tiefrosa mit gelbem Schlund, hellrosa mit hellem Schlund, hellrosa durch und durch, dunkelrosa mit hellem Schlund und rotorange mit rosa Spitzen. Die Staubfäden waren hell, hellgelb, hellgrün oder tiefrosa. Die Staubbeutel waren gelb, chromgelb, rotviolett oder hellrosa. Die Narben waren grün. Die verschiedenen Blütenfarben erschienen gleichmäßig über die ganze Population verteilt. Die Kakteen wuchsen in der lokalen Kiefern-Nadelgesellschaft auf groben Sand-Kies-Ablagerungen. Sie wurden auch in geringerer Dichte in flacherem Gebiet mit weniger steiniger Oberfläche in der Sagebrush-Pflanzenassoziation gefunden. Dort standen sie zusammen mit zerstreuten Vorkommen von Escobaria vivipara und einigen wenigen Pediocactus simpsonii. Die Pflanzen mit den meisten Köpfen (und deshalb mit den meisten Blüten) wurden in sonnigeren Bereichen der offeneren Sagebrush-Assoziation gefunden. Echinocereus mojavensis wird meistens auf steinigen Plätzen, aber manchmal auch auf Grasland im nördlichen Utah gefunden und in größeren Höhen als die mehr südlicheren Arten E. coccineus und E. engelmannii. Vor Jahren war der mojavensis bekannt als E. triglochidiatus, aber sorgfältiges Studium machte klar, dass unser verbreiteter, harter, nördlicher Igelsäulenkaktus mehr mit denen von weiter westlich verwandt ist und nicht mit denen in New Mexico etc. Die rotorangen Blüten der kolibribestäubten Igelsäulenkakteen (wie E. mojavensis) werden gefärbt durch wasserunlösliche Karotenoid-Pigmente, nicht durch wasserlösliche Betalain-Pigmente, welche die gelben und rosa-rotvioletten Blüten einfärben, die Bienen bevorzugen.Wir beide, die wir Tausende Pflanzen dieser Art über die Jahre unseres Interesses an Kakteen gesehen haben, haben niemals eine Farbveränderung wie diese bemerkt. Sehr selten wurden rosa Blüten bei kolibribestäubten Arten der Section Triglochidiatus bemerkt. Dorde sah eine Gruppe ungewöhnlich gefärbter Blüten bei E. coccineus im Washington County vor einigen Jahren. Dies war nur eine Variation in den Karotenoid-Pigmenten, in welcher die Farbe von rot über orange nach gelb reicht. Diese Blüten wurden vornehmlich von Bienen besucht, obwohl sicher auch ein paar Kolibris kamen. Kolibris gehen auch auf andere Blütenfarben, aber die rotorangen sind ihre erste Wahl; Vögel sehen rot besser als Insekten. Diese coccineus-Population war nahe der Sohle der Kolob Road, wo einige kleine Hügel an der Straße liegen, sie war damals unbefestigt. Als wir kürzlich dorthin kamen, um diese Population zu besuchen, war die Straße verbreitert und geteert und der Teil des Hügels, auf dem diese schönen Pflanzen einst waren, war abgetragen. Noch niemals haben wir aber eine ganze Population des E. mojavensis mit ausschließlich rosa und gelben Blüten ohne eine einzige rotorange gesehen, noch wurde solches jemals für eine Art aus dieser Gruppe berichtet. Betalain-Pigmente werden nur in der Ordnung gefunden, welche die Kakteenfamilie enthält, sie ersetzen dort die Anthocyanine und Anthoxanthine, welche in allen anderen Ordnungen vorkommen. Dies sind dieselben Pigmente, welche die lebendigen Farben bei roten und gelben Rüben ausmachen und bei dem lieblichen Regenbogen-Mangold (Kohl), der nun in Supermärkten zu haben ist, vorkommen. Unsere mutierten Pflanzen werden vornehmlich von Bienen besucht und nur von wenigen Kolibris. Weil die Pflanzen ziemlich klein sind (und vermutlich jung), glauben wir, dass dies für eine erst kürzlich aufgetretene Mutation spricht, welche dieses Phänomen hervorruft. Normale Pflanzen dieser Art scheinen einige Betacyanine zu besitzen (das rosa bis rotviolette Pigment), weil die oberen Bereiche der Blütenblätter rosa sein können und die Staubblätter schmutzig-rosa, oder manchmal sieht man auch Blüten, die scheinbar ein bisschen Rosa oder eine rotviolette Überlagerung des karotenoiden Rotorange haben. Bei normalen Pflanzen dieser Art ist das Karotenoid-Pigmentganz klar dominant, während bei diesen Mutationen dies die Betalain-Pigmente sind. Aber auch bei normalen Pflanzen kommt hin und wieder eine Blüte vor, die zwar von Grund auf rotorange ist, aber doch einen rosa Hauch haben kann. Hier sahen wir solange keine rein rotorangen Blüten, bis wir den höher gelegenen Teil der Population erreichten. Dort scheint sie sich in eine normale Population zu wandeln. Unsere Population des E. mojavensis ist weniger dornig als der Durchschnitt dieser Art, liegt aber voll im Bereich der bekannten Variabilität. Eine Pflanze der forma inermis, ohne Dornen, konnten wir sehen. Diese Pflanzen werden für die Kakteensammler von großem Interesse sein. Deswegen können wir den Standort nicht preisgeben. Illegales Sammeln war lange Zeit ein großes Problem für begehrenswerte Kakteen. Wir planen aber Saatgut dieser attraktiven Pflanzen zur Verfügung zu stellen. Quelle: LEE K. & D. WOODRUFF (2013): Echinocereus mojavensis with Pink and Yellow Flowers. – Sego Lily 36 (4) 2013 [http://www.unps.org/segolily/Sego2013JulAug.pdf].