In Kultur beobachtet: Konkurrenzverhalten unter Kakteen? Hans-Jürgen Neß Als ich vor Jahren mein Gewächshaus einrichtete, machte ich mir viele Gedanken darüber, wie ich meine Pflanzen einordne. Und mir war natürlich klar, dass unsere Echinocereen unterschiedliche Ansprüche an Licht, Wasser und Temperaturen stellen. Meines Wissens sind die lichthungrigsten unter unseren Echinocereen diejenigen, die auf der Halbinsel Baja California beheimatet sind. Die Halbinsel Baja California hat wegen ihrer Lage – westlich davon liegt der Pazifik und östlich der Golf von Kalifornien – ein maritimes, aber niederschlagsarmes Klima. Alle auf der Halbinsel wachsenden Echinocereen gehören zu den schönsten dieser Gattung in Bedornung und Blüte. Den Aspekt, dass sie zu den lichthungrigsten auch in unserer Kultur gehören, wollte ich natürlich bei der Wahl der Unterbrin-gung in meinem Gewächshaus berücksichtigen. Der hellste und wärmste Platz ist im First- bzw. Giebelbereich des Gewächshauses. Meine Vorstellungen waren in einer Ampel immer gleich zwei verschiedene Klone, z. B. von Echinocereus maritimus, für die Samengewinnung einzupflanzen. Eine zweite Ampel besetzte ich nochmals mit E. maritimus, aber einer anderen Standortform mit wiederum zwei verschiedenen Klonen. Diese Art liebt ein mineralisches, granithaltiges Substrat, womit der Wasserhaushalt auch gut reguliert werden kann. Klingt ja alles schön und gut, aber im Laufe der Jahre stellte sich in beiden Schalen ein gewisses Konkurrenzverhalten ein und es ging jeweils ein Klon ein, aber der dominierende Klon blühte und strotzt weiterhin vor Überlebenskraft. Meine Kulturbeobachtungen wären gar nicht weiter aufgefallen, wenn es nicht etwa zeitgleich beide Pflanzungen der gleichen Art betroffen hätte!