An Wuchsorten von Echinocereus relictus Honza Hadrava (Übersetzung: Ing. Detmar Jäger, Aš / Tschechien) Ein wichtiges Ziel unserer Reise ins Washington County, im südwestlichen Teil von Utah, war die Auffindung dieser neu beschriebenen Echinocereen-Art. Eine Aufgabe, die relativ einfach gewesen wäre, wenn wir nicht diese weite Entfernung und die Hitze gehabt hätten … Als wir abends nach St. George kamen, der Hauptstadt des Washington County, ging das Thermometer im Auto unaufhaltsam in die Höhe. Beim Aussteigen auf dem Walmart Parkplatz, einem großen Einkaufszentrum, zeigte das Thermometer 114° Fahrenheit (45,5° Celsius). Nicht einmal die Nacht auf dem Campingplatz im Snow Canyon brachte eine Abkühlung und so fuhren wir am nächsten Morgen mit voll aufgedrehter Klimaanlage zu den Kakteen. Auf die Reise nahmen wir die mehrseitige Beschreibung des neuen E. relictus Wellard (2016) mit: A new ancestral diploid species of Echinocereus (Cactaceae) endemic to Southwestern Utah and Northwestern Arizona (U.S.A.) – J. Bot. Res. Inst. Texas 10 (2): 345–359, figs. 1–4. [14 Dec 2016]. In dieser Literatur sind mehrere genau lokalisierte Fundorte angegeben, und so planten wir im Verlauf des Tages mehrere davon aufzusuchen. Gleichzeitig wollten wir den E. engelmannii subsp. engelmannii (Parry ex Engelmann) Lemaire an den Standorten beobachten, wo er dem E. relictus begegnet, um so die morphologischen Unterschiede besser zu verstehen. Ein Grund zur Beschreibung des neuen Taxons ist die Chromosomenanzahl. Während E. engelmannii tetraploid (2n = 44) ist, ist E. relictus eine diploide Art (2n = 22) und ist in seiner Abstammung älter und ursprünglicher. Die Ploidie ist ein Merkmal, das wir Kakteenliebhaber als Tatsache akzeptieren müssen. Aber es gibt hier auch einige statistisch belegte morphologische Unterschiede (WELLARD 2016: Tab. 5): Der Abstand zwischen den Rippen ist bei E. relictus 5,5 bis 15 mm (bei E. engelmannii subsp. engelmannii 10,1 bis 19 mm), die Rippenhöhe (bis zur Basis der Areole) 3,6 bis 5,8 mm (bei E. engelmannii subsp. engelmannii 4 bis 9,1 mm), die durchschnittliche Länge von fünf Randdornen pro Areole (einschließlich des jeweils längsten und kürzesten) beträgt bei E. relictus 5,5 bis 11,5 mm (8,5 bis 16 mm bei E. engelmannii subsp. engelmannii), der Winkel (Neigung), in dem die Mitteldornen abstehen, ist bei E. relictus 85° bis 120° (105° bis 165° bei E. engelmannii subsp. engelmannii), der Winkel, in dem die untersten Randdornen abstehen, ist bei E. relictus 85° bis 120° (bei E. engelmannii subsp. engelmannii 85° bis 105°). Über die eventuellen Unterschiede der Blüten ist in der Beschreibung nichts erwähnt. E. relictus ist endemisch im nordwestlichen Teil des Mohave County in Arizona und im angrenzenden Washington County in Utah. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal sollte für die Kakteenliebhaber außer der dunklen oft purpurroten Farbe der Mitteldornen deren Neigung sein. Der E. relictus erscheint borstig oder mehr struppig, so wie eine moderne Igelfrisur, der E. engelmannii subsp. engelmannii erscheint in seiner „Frisur“ hingegen wie gut gekämmt, da die Dornen sich mehr nach unten neigen. Man muss noch dazu erläutern, dass dieser Unterschied bei älteren und größeren Pflanzen deutlicher wird. E. relictus ist in unseren Sammlungen zum Beispiel mit der Feldnummer RP #75 von St. George aus dem Washington County in Utah unter der Bezeichnung E. engelmannii var. purpureus L.D. Benson (1969) bekannt. Mit Rücksicht auf die Regeln der Nomenklatur konnte der Name dieses Taxons nicht als Artname verwendet werden, weil „purpureus“ in der Gattung Echinocereus schon einmal für eine andere Art verwendet worden war, obwohl jene heute als ein Synonym in die Gruppe des E. reichenbachii gehört. RP #75 findet man auch unter dem Namen E. engelmannii var. chrysocentrus [auch als chrysocentrus (purpureus)] in den Katalogen. Das ist ein klarer Fehler. Cereus chrysocentrus Engelmann & Bigelow, der nach seiner Beschreibung mit goldfarbenen Mitteldornen am Standort im La Paz County in Arizona vorkommt, findet sich so in mehreren Populationen des variablen E. engelmannii. Er ist ein Synonym des E. engelmannii subsp. engelmannii. Aber mit der var. purpureus L.D. Benson, die nach den purpurfarbenen Dornen benannt wurde, hat er wenig gemeinsam. Wir waren in der weiteren östlichen Umgebung von St. George und auch in den Beaver Dam Mountains unterwegs und außer den Populationen des E. relictus und des E. engelmannii haben wir uns noch über die Entdeckung der folgenden Kakteen-Kleinode gefreut: E. triglochidiatus subsp. mojavensis, Echinomastus johnsonii, Escobaria deserti, Ferocactus acanthodes, Mammillaria tetrancistra, aber auch über Agave utahensis und Yucca brevifolia, die man nicht übersehen kann. Aus der Summe der begleitenden Sukkulentenvegetation im nordwestlichen Gebiet der Mojavewüste ergeben sich Informationen über die Aufwuchsbedingungen und man kann ableiten, dass alle diese Arten eine besondere Winterhärte bzw. Frostfestigkeit besitzen. In einem Gewächshaus mit einer Temperatur bis einige Grad unter Null (bis –10 °C) werden sie sicher gut überwintern. Und im Sommer müssen wir ihnen ein Maximum an Sonne, Frischluft, Trockenheit und Wärme anbieten. Also Bedingungen wie auf dem Parkplatz am Walmart!