Informationen aus der Arbeitsgruppe 128 Martin Haberkorn 1984 – Mein Reisebericht: Im Wilden Westen der USA! 129 Wolfgang Blum, Corinne Schroeder & Jim Boone Echinocereus bakeri am Fundort Gold Butte (Nevada) 138 Einladung Herbsttagung 153 Hin und wieder wird man auch in der Botanik mit exotischen Maßeinheiten konfrontiert. So auch in diesem Heft! Ein Inch entspricht einem Zoll, auch englischer Zoll genannt. Der Zoll, auch Daumbreit oder Daumenbreite, bezeichnet eine Vielzahl von alten Maßeinheiten im Bereich von zwei bis drei Zentimetern. Der Zoll selbst wurde in zwölf Linien unterteilt, aber auch die dezimale Teilung zu zehn Linien pro Zoll kam vor. Kurz und knapp: Es sind genau 2,54 cm, die einem Inch (oder Zoll) entsprechen. [geändert nach Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Zoll_(Einheit); 21. Mai 2022] Redaktion Titelbild: Echinocereus bakeri Standortfoto aus dem Clark County in Südost-Nevada Foto: Corinne Schroeder Liebe Echinocereenfreundin, lieber Echinocereenfreund, die 35. Frühjahrstagung der AgE in Saerbeck war in vielerlei Hinsicht für Überraschungen gut. Erst gab es Schwierigkeiten mit dem Veranstaltungsort, dann Absagen von Referenten, u. a. wegen einer Corona-Infektion zwei Tage vor Tagungsbeginn, die kurzfristige Suche nach Ersatzvorträgen, für die sich dankenswerterweise Traute Oldach, Gerhard Böhm, Wolfgang Blum und René Goris bereit erklärten. Die Betreiber des Hotels kürzten darüber hinaus unsere beliebten Abendgespräche, indem sie uns aus dem Beratungsraum komplimentierten, und dann gab es im Rahmen der Diskussion zum Bericht des Vorsitzenden noch einen Beschlussantrag zur Erhöhung des Mitgliedsbeitrages ab 2023. Kurz gesagt, eine abwechslungsreiche Veranstaltung. Die Vorträge waren informativ und die persönlichen Gespräche für die Anwesenden von besonderem Wert. Und nicht zu vergessen: Die Besuche in der Mammillariensammlung von Heinz Otto, der Verkaufsausstellung von Lothar Lühr und die Angebote auf den Verkaufstischen im Beratungsraum machten die Tagung komplett. Allen an der Vorbereitung und Durchführung Beteiligten hierfür noch einmal meinen herzlichen Dank. Joachim Chupik nutzte die Gelegenheit der Tagung, um uns mit dem nächsten Tagungsort bekannt zu machen. Die Herbsttagung wird vom 14.–16.10.2022 in Wächtersbach/Aufenau stattfinden. Es ist die Jahreshauptversammlung mit dem wichtigen Tagungsordnungspunkt Wahl eines neuen Vorstandes. Im Rahmen dieser JHV sind auch Beschlüsse zu fassen, die für die weitere Entwicklung der AgE bedeutsam sind. Ein Beschlussantrag zur Beitragserhöhung liegt bereits vor. Weitere Anträge können satzungsgemäß bis drei Monate vor der JHV von den Mitgliedern beim 1. Vorsitzenden eingereicht werden. Seien Sie also dabei, wenn über die Zukunft der AgE beraten und beschlossen wird. Weitere Informationen entnehmen Sie bitte der Einladung auf der vorletzten Seite dieses Heftes und unserer Homepage. Zwei Mitglieder der AgE, Wolfgang Blum und Ulrich Dosedal, haben in Cactus World Vol. 40 (1) 15 ff. der British Cactus & Succulent Society die Neubeschreibung des Echinocereus adustus subsp. keizerae veröffentlicht. Herzlichen Glückwunsch dazu! Mit der Namensgebung wird die Entdeckerin geehrt, Frau Jacoba Keizer- Zinsmeester aus den Niederlanden. Ihr Peter Hallmann 1984 – Mein Reisebericht: Im Wilden Westen der USA! Martin Haberkorn Montag, 9. April Am späten Vormittag fuhren wir, versorgt mit einigen Tipps von Horst Künzler, auf dem Highway 25 in die Caballo Mountains, New Mexico. Dort konnten wir auf ca. 1.450 m überwiegend an den Osthängen Echinocereus fendleri und E. coccineus (Abb. 17) fotografieren. Dienstag, 10. April Nach einem sehr dünnen Kaffee machten wir uns wieder auf den Weg gen Süden. Und wenn dann, wie am Standort Antilope Pass, ein weinrot bedornter Kaktus 3 m über die Straße herunter leuchtet, ist die Freude perfekt: In den Peloncillo Mountains auf ca. 1.250 m überraschten uns relativ viele E. rigidissimus, die bis zu 50 cm Höhe erreichten und deren Bedornung von Grau bis Rot reichte (Abb. 18). Ebenso gab es Ferokakteen und eine Mammillaria spec. Auf dem Nordhang standen dann noch sehr schöne E. fendleri. Ein paar Meilen weiter, in den südwestlichen Ausläufern der San Andreas Mountains (ca. 1.500 m), New Mexico, entdeckten wir zum Abschluss dieses schönen Tages E. chloranthus mit relativ langen Mitteldornen. Mittwoch, 11. April Wir fuhren auf der Interstate 10 bis Anthony in die Franklin Mountains, Texas. Auf einem Berg in der Nähe eines Kieswerkes wuchsen auf 1.400 m E. chloranthus und dasyacanthus mit Mitteldornen (Abb. 19), Echinocactus horizonthalonius und eine Escobaria. Anschließend ging es über El Paso bis Van Horn. Donnerstag, 12. April Wir fuhren auf der I 10 weiter nach Kent, bogen ab auf die Straße 118 in die Davis Mountains. Etwa auf halber Strecke hatten wir das Glück, auf 1.350 m Echinocereen mit gelber oder roter Bedornung zu finden (Abb. 20). Wir glaubten später, es wäre E. russanthus subsp. weedinii, es war aber doch nur ein ganz normaler E. chloranthus! Aufmerksam wurden wir auf einen leuchtend rot blühenden E.coccineus, drei Meter über unseren Köpfen (Abb. 21). Wir fuhren weiter nach Osten über Alpine auf die Straße 67 nach Nordosten. Dort sollte nach etwa drei Meilen E. dasyacanthus „ctenoides“ wachsen. Auch nach längerer Suche haben wir ihn leider nicht gefunden – dafür einen E. chloranthus. Freitag, 13. April – Ein ereignisreicher Tag! Wir fuhren auf der Straße 118 Richtung Big Bend. Kurz vor dem Big Bend bogen wir in die Straße 170 ab. Bald standen wir auf dem Reed Plateau. Aufgrund eines Tipps waren wir eigentlich auf der Suche nach einem ganz weiß bedornten E. chloranthus. Gefunden haben wir die sogenannten Solitario-Pflanzen dort natürlich nicht. Stattdessen fanden sich auf 900 m schöne, gelb, rot und fast weiß bedornte Dasyacanthen. Weiter ging es über Terlingua bis zum Bee Mountain. Wir mussten zwischen den großen Steinbrocken (Abb. 22) nicht lange suchen, denn der E. russanthus verriet sich durch seine sehr schöne, auffällig rotbraune Bedornung. Ich wäre gerne noch länger geblieben, aber wir wollten ja in den Big Bend. Dort angekommen, hatten wir uns entschieden das Gelände zu Fuß zu erkunden. Gesucht haben wir E. chisosensis. Dabei haben wir zwei entscheidende Fehler gemacht. Zum einen bedachten wir nicht, dass in diesem Bergkessel die Temperatur sehr hoch sein kann, ich schätze mal, sie lag so um die 40 °C. Zweitens hatten wir kaum Wasser dabei. Man kann sich vorstellen, wie froh wir waren, als nach ca. drei Meilen, wir wollten gerade umdrehen, zwei Amerikaner mit einem Truck anhielten und fragten, ob wir mitfahren wollten. So schnell war ich noch nie in einem Auto. Samstag, 14. April Mit großen Erwartungen machten wir uns auf den Weg nach Süden. Schon nach wenigen Meilen sahen wir einen Hügel mit einem weißen Gesteinsstreifen nahe der Spitze, vermutlich eine Quarzader. Dies entsprach genau dem Tipp, den wir erhalten hatten. Einige Meter neben der Straße machten wir uns auf die Suche nach E. davisii. Wir hatten das Glück, dass eine Pflanze blühte, die nicht ganz eingezogen und von Quarzsteinchen bedeckt war. Weitere Davisii konnten wir auch nach einer halbstündigen Suche nicht entdecken. Ich begann den Boden mit der Handfläche abzutasten und siehe da, es pikste hin und wieder und wenn man dann die Quarzsteinchen vorsichtig weggeräumt hatte, kam manchmal ein Davisii zum Vorschein (Abb. 23a). Das Auffinden dieses versteckt wachsenden kleinsten Echinocereus war schon ein besonderes Erfolgserlebnis. Aber es ging noch weiter. Wir wussten, dass an diesem Standort auch Escorbaria nelliae (minima) wächst. Nach einer halben Stunde erfolgloser Suche wollten wir schon aufgeben, dann kam mir die glorreiche Idee, die dort massenweise „vorkommenden“ Kaninchenköttel abzutasten und siehe da, hin und wieder war so ein „Kotbällchen“ eine nelliae – welch eine Freude (Abb. 23b)! Außerdem fand sich noch eine sehr kleinbleibende Form von Thelocactus flavispinus und eine Mammillaria aus der heyderi- Gruppe. Äußerst zufrieden fuhren wir weiter. Westlich der Straße 385, einige hundert Meter von der Straße entfernt sahen wir an den Ausläufern der Hügel E. gurneyi (Abb. 24) und Dasyacanthen. Oben entdeckten wir E. neocapillus, sicher waren wir uns aber nicht, weil wir keine Sämlinge mit Wolle finden konnten. Sonntag, 15. April Kirchenbesuch und Frühschoppen haben wir ersetzt mit unserer Fahrt durch eine noch nie gesehene, sehr interessante und fast menschenleere Landschaft an der Straße 90 nach Dryden. An der Einfahrt zu einer Farm wenige Meilen hinter Sanderson haben wir unser Auto geparkt. Während einer vierstündigen Suche in den Hügeln hatten wir sechs Pflanzen gefunden: E. pectinatus subsp. wenigeri wächst hier auf 700 m in weißem, ganz feinem Sand und die Dornen sind wie mit Kalk (Gips?) überzogen. Neben Echinocereen wachsen zum Verwechseln ähnliche Coryphanten. Auf dem Weg nach Fort Stockton haben wir mehrmals nach dem damals noch so bezeichneten E. dasyacanthus „steereae“ gesucht, ihn aber leider nicht gefunden. Montag, 16. April An diesem Tag wollten wir unbedingt die bunt blühenden Dasyacanthen finden. Von Fort Stockton ging es auf der I 10 nach Osten. Bei der Ausfahrt Mesa-Ost besichtigten wir auf einem Plateau in flachem Gelände das bekannte Vorkommen. Jetzt mussten wir nur noch E. ?lloydii suchen. Nach Benson sollen die Pflanzen in der Gegend um Sheffield, Iraan, Bakersfield und Ozona wachsen. Die schöne Landschaft wurde durch viele Öl- und Gasfelder mit Pumpen und Windrädern zur Wassergewinnung verunstaltet. Wir sahen eine Klapperschlange, die sich aber gleich aus dem Staub machte, als sie unsere Tritte spürte. Nach mehreren Suchansätzen, bei denen wir nichts finden konnten, gaben wir enttäuscht auf. Auf einer Rinderweide zwischen Iraan und Sheffield wurden wir durch sehr große E. coccineus-Gruppen mit hunderten von Blüten entschädigt (Abb. 25). Die Größe der Pflanzengruppen kommt vermutlich durch den reichlich vorhandenen Kuhdung zustande. Dienstag, 17. April An diesem Tag galt unsere Suche E. viridiflorus subsp. correllii. Über Marathon fuhren wir wieder zum Davisii-Standort. Auf der anderen Straßenseite wuchsen bräunlich bedornte E. dasyacanthus, E. davisii fanden wir hier aber keine. Zwei Meilen weiter südlich sagte Werner, hier könnte E. correllii wachsen. Helmut und ich konnten uns nicht vorstellen, dass Correllii auf einer flachen Kuhweide mit 30 cm hohem Gras wachsen würde. Also lief Werner alleine los. Da das Gebiet von einer Grenzkontrollstelle aus einsichtig war, fuhren wir beide mit dem Auto bis hinter die Hügel des Davisii-Standortes. Alle halbe Stunde pendelten wir, um zu sehen, ob unser „Kakteenbesessener“ zurück sei. Nach sage und schreibe zwei Stunden ist Werner dann total erschöpft aufgetaucht (er hatte kein Wasser dabei) und berichtete, dass hier viele E. correllii mit gelben und roten Dornen, mit und ohne Mitteldornen wachsen. Er war dann gar nicht erfreut, dass wir die Pflanzen natürlich auch sehen wollten. Mit seinem Hinweis, dass im Gelände flache Steinhügel wären, auf denen er Correllii gefunden hatte, konnten wir die schönen Pflanzen fotografieren (Abb. 26) und waren nach einer halben Stunde wieder zurück. Mittwoch, 18. April Siehe Teil 1 dieser Reisedokumentation im Ecf 35 Heft 2. Donnerstag, 19. April – „Blütenwundertag in New Mexico“ Von Alamogordo fuhren wir südlich bis Orogrande. Von einem Weg, der zu Kiesund Abraumhalden führt, sieht man weiter hinten ein Militärgelände. Links und rechts des Wegs entlang eines trockenen Bachbettes standen auf kleinen Schotterhügeln alle erdenklichen Formen Echinocereen mit unterschiedlichsten Blütenfarben (Abb. 27). Am Standort der sogenannten E. roetteri-Hybriden bei Orogrande stehen Pflanzen, die aussehen wie E. coccineus mit verschiedensten Blütengrößen und -farben oder wie E. dasyacanthus mit kleinen und großen Blüten in allen Farben. Wir sahen auch alle erdenklichen Pflanzenformen irgendwo zwischen Coccineus und Dasyacanthus. Weiterhin fanden wir E. stramineus (einer blühte), Mammillarien, Coryphanten und Opuntien. Da dunkelweinrote Blüten vorkommen, gibt es vielleicht auch Pflanzen, die mit E. stramineus hybridisiert sind. Vor lauter Begeisterung bin ich in eine Opuntia gerannt. Dadurch habe ich eine gute halbe Stunde mit „Entstachelung“ verschwendet. Freitag, 20. April Es gibt auch frustrierende Tage. Von Alamogordo fuhren wir bis zum Skigebiet Sierra Blanca. Auf Felsblöcken im Kiefernwald fanden wir in ca. 2.350 m Höhe E. coccineus. Anschließend machten wir eine Rundreise auf den Straßen 48, 368 und 380 in Sachen E. kuenzleri. Wir fanden leider keine. Es war windig und kalt mit Graupelschauern. Fortsetzung folgt Echinocereus bakeri am Fundort Gold Butte (Nevada) Wolfgang Blum, Corinne Schroeder & Jim Boone (Manuskripteingang 28. Jan. 2022) Während der Vorbereitung zur Erstbeschreibung von Echinocereus bakeri W. Blum, Traute & Jörn Oldach (2015) wurden alle im Archiv vorhandenen Echinocereus- Herbarbelege der im Verbreitungsbiet ansässigen Herbarien nach E. bakeri durchsucht. Neben den großen überregionalen Herbarien wie ARIZ (7 Stück), ASU (ca. 120 Stück) und DES (ca. 14 Stück) wurden auch die kleineren regionalen Herbarien durchforstet. Hier fanden sich Herbar- Exemplare in ASC (7 Stück) und MNA (6 Stück). Am interessantesten war der Fund im Herbarium der Universität von Nevada (RENO), der mehr oder weniger zufällig entdeckt wurde, als dieser Herbarium- Ordner aus Versehen geöffnet wurde. Das in der Erstbeschreibung von Echinocereus bakeri jedoch nicht aufgeführte RENO-Herbar bezeichnet den Echinocereus mit der Nummer 00039864 von A.A. & J.R. Alcorn (ohne Feldnummer). Dieser wurde am 30.10.1960 gesammelt. Mittlerweile wurde ein Barcode-System eingeführt und dieser Beleg trägt jetzt die Nummer RENO 00070961. Als Fundort wird die Gold Butte im Clark County, Nevada, genannt. Dieser Beleg zeigt fünf Pflanzenteile, der Jahreszeit entsprechend aber keine Blüten. Deshalb wurde er 2015 nicht zitiert und Nevada noch nicht als Verbreitungsgebiet benannt. Das änderte sich erst 2017 (BLUM et al. 2017), jedoch gab es da noch immer keine aktuellen Fotodokumente. Ebenfalls von A.A. & J.R. Alcorn ist unter der Feldnummer 60-54 ein Beleg als Echinocereus engelmannii mit den gleichen Funddaten herbarisiert worden, der zweifelsfrei auch zu Echinocereus bakeri gehört. Auch dieser Beleg zeigt zwei Pflanzenteile, der Jahreszeit entsprechend wieder ohne Blüten. Diese beiden Herbarbelege wurden von Marc A. Baker im September 2007 als Echinocereus coccineus nachbestimmt. Bei iNaturalist sind mittlerweile über 850 Beobachtungen von Echinocereus bakeri registriert. Für Nevada werden jetzt 41 Sichtungen von acht verschiedenen Beobachtern aufgeführt (/1/). Die ältesten davon stammen vom April 2015 und wurden anfangs noch unter E. triglochidiatus subsp. mojavensis gelistet. In den Jahren 2020 und 2021 wurde die Nevada-Population häufiger besucht. Einige Besucher konnten die Pflanzen in voller Blüte antreffen. Corinne hatte das Glück, im Frühjahr 2020 reichlich Blüten zu sehen, ebenso auch Jim im März und April 2022. Daher können wir den lokalen Habitus und die typischen Blütenmerkmale heute sehr gut illustrieren. Die meisten Pflanzen werden in Höhen um ± 1.250 m NN gefunden. Es gibt aber auch Fundorte in diesem Gebiet, die auf 1.550 m NN liegen. Damit befindet sich die Fundorthöhe in Nevada etwa in der Mitte der bekannten Verbreitungshöhe, die bei 500–2.450 m NN liegt. Die beste Zeit, um die Pflanzen in voller Blüte zu sehen, ist Ende März bis Mitte April. Die hügelförmigen Pflanzen, die aus mehreren bis ca. 250 Trieben bestehen, sind ca. 20–35 cm hoch. Die Triebe sind zylindrisch, jeder Trieb ist etwa 50 mm im Durchmesser, bläulich grün. Die Pflanzen haben 11–13 Rippen, 10–12 Randdornen und meist 1–3 Mitteldornen, wobei der längste Dorn der untere Randdorn ist. Die roten Blüten mit gelber Mitte treten in der Nähe der Triebspitzen auf. Sie haben einen Durchmesser von ca. 50 mm. Die Frucht ist zylindrisch, etwa 18 mm lang, 12 mm im Durchmesser und bräunlich sobald sie reif ist. Unsere Fotos zeigen (funktionell) männliche oder weibliche bzw. gynodiözische Blüten. Sie sind mit der typischen zylindrischen Röhre ausgestattet, auf der wie ein Rad die Petalen sitzen. Dies ist signifikant für die subser. Polyacanthi. Wie überall im gesamten Verbreitungsgebiet wird auch in Nevada deutlich, dass es eindeutig weibliche Blüten mit großen offenen Narben gibt; auch Blüten mit ganz viel Pollen, der bis an die Narben heranreicht. Und Blüten, bei denen die Staubblätter weit von den Narben weg sind, die aber trotzdem (wenig) Pollen haben. So eine Blüte zeigt Jims erster Blütenschnitt. Nach dem, was man herausmessen kann, sind alle Blütentypen etwa gleich groß und lang. In der Größe unterscheiden sich die Blüten der verschiedenen Geschlechterverteilungen also nicht. Es ist keine Geschlechterdivergenz gegeben, wie diese z. B. bei E. pacificus besonders auffällig ist. Beim nächsten Besuch am 4. und 5. Mai 2022 waren die beiden zuerst aufgesuchten Vorkommen bereits abgeblüht. Jim untersuchte in Begleitung eine weitere Teilpopulation in größerer Höhe, wo Hunderte bakeri-Pflanzen standen, viele davon noch in Blüte: „Nachdem wir uns viele Blüten angesehen hatten, konnten wir nicht sagen, ob eine einzelne Blume männlich, weiblich oder bisexuell war, weil wir den Zeitpunkt der Blütenentwicklung und die Veränderungen nach der Bestäubung nicht kannten. Zum Beispiel haben wir Blüten ohne Narben gefunden, aber wir glauben, dass diese von Insekten gefressen wurden. Wir fanden Blüten mit Narben und großen Staubbeuteln (typische zweigeschlechtliche Blüten), aber wenige mit „offenen Narben“. Wir fanden auch viele Blüten mit Narbe und Staubfäden ohne Staubbeutel, aber in den meisten dieser Fälle befanden sich Staubbeutel am Boden der Blüte (sie waren abgefallen). Außerdem schienen bestäubende Insekten am meisten an Blüten interessiert zu sein, die sich gerade erst zu öffnen begannen (Blütenblätter bildeten eine enge Röhre), aber ich bin mir nicht sicher, was das bedeutet (außer der Möglichkeit, Staubbeutel abzutrennen, bevor sich die Blumen vollständig öffnen). All dies führt uns zu der Annahme, dass sich die Blüten im Laufe der Zeit verändern. Wir würden gerne eine Woche zurückgehen und die Entwicklung einzelner Blüten über ein paar Tage beobachten, aber das muss bis nächstes Jahr warten. Ich zerteilte eine Blüte, deren Ergebnisse ziemlich merkwürdig waren. Auf der einen Hälfte der Blüte sind keine Staubbeutel, aber auf der anderen Hälfte sind Staubbeutel vorhanden, aber entleert. Es waren keine „abgefallenen Staubbeutel“ in der Röhre zu finden. Eine weitere merkwürdige Beobachtung: Es gibt typische grüne E. bakeri- Pflanzen, aber auch Pflanzen mit einer rötlichen oder dunkelvioletten Epidermisfärbung. Auch hier bin ich mir nicht sicher, was das bedeutet, aber die beiden Formen sind ziemlich unterschiedlich. Wir fanden auch heraus, dass E. engelmannii mit E. bakeri koexistiert und dass beide an den höher gelegenen Standorten blühten. So wurden auch mögliche Hybriden gefunden: Pflanzen mit E. bakeri- Blüten und langen, farbigen Dornen.“ Die südliche Gold Butte, wo u. a. Echinocereus bakeri wächst, besteht aus Granitgestein. Dieses ist der gleiche Granit wie die Felsen am Boden des Grand Canyon in Arizona, der etwa 1,3 Milliarden Jahre alt ist. Das Gebiet, in dem Echinocereus bakeri lokal gefunden wird, umfasst felsige Kämme, felsige Gipfel, Granitkuppeln und Täler, die mit Graniterosionsmaterialien gefüllt sind. Kakteen-Begleitflora: Cylindropuntia acanthocarpa, C. echinocarpa, Echinocereus engelmannii subsp. engelmannii, Ferocactus cylindraceus, Homalocephala polycephala subsp. polycephala, Mammillaria tetrancistra, Opuntia basilaris var. basilaris, Opuntia diploursina, Opuntia polyacantha Weitere Begleitflora: Juniperus osteosperma (Utah-Wacholder), Pinus monophylla (einblättrige Pinyon-Kiefer), Prunus fasciculata (Wüstenmandel), Yucca baccata (Bananen-Yucca). Ein invasives Gras, Bromis rubens (rote Trespe), ist in der Gegend gut etabliert und trug zu einem großen Wildfeuer bei, das 2005 einen Großteil des von Echinocereus bakeri besetzten Gebiets niederbrannte. Die ikonische Art der Mojave- Wüste, Yucca brevifolia subsp. jaegeriana (Östlicher Joshua-Baum), wächst in tieferen Lagen neben Echinocereus bakeri. Was ist eine Butte? (vgl. /2/; geändert durch die Autoren) Das ist in der amerikanischen Geographie allgemein ein Tafelberg oder geologisch spezieller ein Härtling. Der bekannteste Härtling, der Uluru (Ayers Rock), ist ein Inselberg in der zentralaustralischen Wüste. (vgl. /4/) Die Gold Butte ist ein kleiner, etwas abgelegener Berg im Südosten von Nevada (Clark County). In den frühen 1900er-Jahren wurde im Grundgestein dieses Berges Gold entdeckt. Eine Mine wurde eröffnet und Gold Butte Mine genannt. Die boomende Stadt, die an der nordwestlichen Basis entstand, hieß auch Gold Butte (ein Postamt, wurde 1905 eröffnet, um etwa 2.000 Einwohner zu versorgen) und Minen in der Umgebung wurden im Gold Butte Mining-Bezirk organisiert. Schließlich wurde der Nevada-Teil der Region als Gold Butte bekannt. Einige Spuren des Bergbaus (Minenöffnungen, Zementfundamente und rostende Ausrüstungsreste) sind noch zu sehen […]. (vgl. /3/) Gold Butte National Monument (vgl. /3/; geändert durch die Autoren) Das Gold Butte National Monument ist ein US-amerikanisches National Monument im Clark County im Südosten Nevadas. Es wurde 2016 mit einer Flächengröße von 296.937 acres (120.166 ha) ausgewiesen. Westlich grenzt direkt die Lake Mead National Recreation Area an. Östlich liegt das Grand Canyon-Parashant National Monument im Bundesstaat Arizona. Bereits vor der Ausweisung als National Monument waren große Teile als Wilderness Area geschützt. Im Gold Butte National Monument grast seit 1998 kein Vieh mehr. Das Gebiet ist vor Bebauung geschützt, bleibt aber offen für Erholung, einschließlich Wandern, Jagen, Reiten, Camping, Picknicken, Sightseeing und Sammeln von Mineralien für den persönlichen Gebrauch. Offroad fahren und Radfahren ist nur auf ausgewiesenen Straßen und Wegen erlaubt. Literatur BLUM, W., OLDACH, T. & J. (2015): A New Taxon of Echinocereus in Arizona. – Int. Cact. Advent. 106–107: 21–31. BLUM, W., OLDACH, T., OLDACH, J., BAUES, W. & RUINAARD, H. (2017): Die Echinocereus coccineus-Gruppe. – Ecf.-Sonderausgabe 2017. Internet /1/https://www.inaturalist.org/observations?place_ id=50&taxon_id=622790&view=observers (21.05.2022) /2/https://de.wikipedia.org/wiki/Butte (21.05.2022) /3/https://de.wikipedia.org/wiki/Gold Butte National Monument (21.05.2022) /4/https://de.wikipedia.org/wiki/Uluru (21.05.2022) /5/BirdAndHike.com (Gold Butte National Monument) Einladung zur 35. Herbsttagung der AG Echinocereus am (14.) 15. und 16. Oktober 2022 in Aufenau bei Wächtersbach Tagungshotel / Veranstaltungsort: „Landgasthof zur Quelle“, Familie Krämer, Leipziger Straße 15 D- 63607 Wächtersbach/Aufenau, Telefon 0049 60532910, Fax: 004960 535064, Email: info@Gasthof-zur-quelle.de, Internet: www.gasthof-zur-quelle.de Besucher, die mit dem Auto anreisen, nutzen bitte die Parkplätze hinter dem Gasthof. Für Bahnreisende: Mit dem Regionalexpress Richtung Frankfurt bzw. Fulda bis Bahnhof Wächtersbach, von dort die letzten fünf Kilometer mit dem Taxi zum Hotel (ca. ???7,00). Preise: EZ pro Übernachtung incl. Frühstück ??52,00 DZ pro Übernachtung incl. Frühstück ???88,00 DZ zur Alleinnutzung pro Übernachtung incl. Frühstück ???62,00 Anmeldeschluss: Die Hotelzimmer sind bis zum 3. September 2022 für uns reserviert und unter den oben angegebenen Kontaktmöglichkeiten individuell zu binden; Stichwort „Kakteen“. Bitte warten Sie nicht bis zum letzten Tag mit Ihrer Anmeldung! Freitag, 14. Oktober 2022 Ab 13:00 Uhr ist die Sammlung von Eberhard Grasmück, 64720 Michelstadt, Weyprechtstraße 6, Telefon 0049606121 84, für Tagungsteilnehmer geöffnet. Um vorherige Anmeldung wird gebeten! Diverse Pflanzen können erworben werden. 18:00 Uhr Abendessen im Tagungshotel, anschließend gemütliches Beisammensein Samstag, 15. Oktober 2022 09:00 Uhr Eröffnung der Tagung / organisatorische Hinweise 09:30 Uhr Gerhard Böhm: Kakteenstandorte in Nord-Arizona Parallel dazu das Begleitprogramm (siehe unten) 10:30 Uhr Michael Lange: Echinocereus engelmannii – ein Update 11:45 Uhr Literatur- und Pflanzenbörse 12:00 Uhr Mittagessen 13:30 Uhr Jahreshauptversammlung und Wahl des neuen Vorstandes. Beschlussanträge sind bis drei Monate vor der JHV beim 1. Vorsitzenden einzureichen. Über die Behandlung verspätet eingegangener Anträge entscheidet die Mitgliederversammlung. 15:30 Uhr Kaffeepause, anschließend Gruppenfoto 16:30 Uhr Vortrag unserer tschechischen Echinocereenfreunde USA 2022 – Auf der Suche nach Kakteen 18:00 Uhr Abendessen 19:30 Uhr Bernard Roczek: Mexiko im Herbst 2016 – ein Reisebericht Anschließend gemütliche Runde Sonntag, 16. Oktober 2022 09:00 Uhr Aussprache zu Arbeitsvorhaben u. a. Tagungsorte und Themen 2023/2024 09:30 Uhr Jirí Vondrácek – Freilandkultur von Kakteen (angefragt) 10:30 Uhr Mitglieder zeigen Bilder und diskutieren zu den vorgestellten Beiträgen Begleitprogramm am Sonnabend: 09:30 Uhr Altstadt intensiv – Gelnhausen Imposante mittelalterliche Sandsteingebäude und schmucke Fachwerkhäuser zeugen von glanzvoller Vergangenheit: Einst eine der reichsten Städte im Kaiserreich, gelegen an der Via Regia, der Reichsstraße von Frankfurt nach Leipzig, blickt Gelnhausen auf eine lange und wechselvolle Geschichte. Wichtiger Hinweis: Ist die Tagung infolge CORONA kurzfristig abzusagen, werden alle angemeldeten Teilnehmer – soweit die notwendigen Kontaktdaten verfügbar sind – telefonisch bzw. per E-Mail in Kenntnis gesetzt. Vor der Anreise sollten Sie auf jeden Fall noch einen Blick auf unsere Homepage werfen, da hier bis einen Tag vor Anreise die neuesten Informationen zur Tagung verfügbar sind. ©AG Echinocereus: Der Echinocereenfreund 35 (3) 2022 Übersetzungshilfe